Anerkennung geben
Anerkennung und Lob sind von fundamentaler Bedeutung für alle, die gesund führen wollen. Dabei geht es nicht um Streicheleinheiten, die per Gießkanne verteilt werden. Schön finde ich hier den Vergleich mit dem Geld: Loben Sie nicht einfach irgendwen. Sie stecken ja auch nicht einfach Ihr Geld in irgendwelche Aktien.
Vielmehr geht es um Feedback, und zwar in beide Richtungen: positiv genau so wie negativ.
Menschen wollen wissen, wo sie stehen und was man von ihrer Leistung hält. Orientierungslosigkeit hingegen – auch hinsichtlich der Bewertung des eigenen Leistungsniveaus – verunsichert.
Als Führungskraft Anerkennung eben – wie kann das gehen bzw. warum ist das so schwierig? Immer wieder begegnen mir Führungskräfte, die eine regelrechte Scheu haben, anerkennende Worte auszusprechen. Da kommen Befürchtungen wie:
“Der Mitarbeiter könnte mich ja für einen Schleimer halten.”
TIPP:
Delegieren Sie das Lob an den Mitarbeiter (“Wie sind Sie selbst zufrieden?”) und bestätigen Sie dann dessen vorsichtig formuliertes Selbstlob. Schon sind Sie frei von Schleimverdacht …
“Der Mitarbeiter wird übermütig oder legt die Hände in den Schoß.”
TIPP:
Erinnern Sie sich, wann SIE das letzte Mal angesichts eines anerkennenden Wortes übermutig geworden sind. Oder die Hände in den Schoß gelegt haben … Diese Reaktionen sind extrem selten. Die allermeisten Menschen reagieren beflügelt!
“Der hält sich eh schon für so toll und ist es gar nicht.”
TIPP:
Klingt widersinnig, aber: Gerade der hat’s nötig, von Ihnen anerkennende Worte zu hören. Wer angibt, verfügt meist über ein geringes Selbstwertgefühl (sonst hätte er ja das Angeben nicth nötig) und giert regelrecht nach Ihrer Anerkennung. Der braucht Sie …
“Der dreht sich um und grinst sich eins und lacht über mich.”
TIPP:
Dann ist entweder Ihre Beziehung gestört oder (viel viel wahrscheinlicher) Ihr Verhalten ist noch ungewohnt für ihn – in diesem Fall gilt: “Jedes neue Verhalten verdient mindestens 3 Chancen” oder er selbst beurteilte seine Leistung anders als Sie es tun. Im letzteren Fall: siehe Punkt 1 (Lob delegieren)!
“Das passt nicht zu meinen Leuten, das sind alles harte Kerle.”
TIPP:
Aha. Sicher ist es auch eine Frage der Kultur, wie großzügig Menschen mit positivem Feedback umgehen. Aber: Mitarbeiterbefragungen ergeben branchenübergreifend stets dasselbe, nämlich einen erlebten Mangel an Anerkennung. Den einzigen Unterschied sehe ich darin, dass die “harten Kerle” sich nicht trauen, sich selber Anerkennung zu holen.
“Das ist den Leuten unangenehm.”
TIPP:
Sie sollten ohnehin nur unter 4 Augen loben, falls möglich. Lob vor versammelter Mannschaft bitte nur dann, wenn Sie die soziale Struktur in Ihrem Bereich wirklich gut kennen – sonst steht der Gelobte ganz schnell im Abseits.