Was Sie brauchen, um Widerständen gewachsen zu sein

veröffentlicht in: BGM + Sie

Dieses Kapitel aus dem Buch Führung und Gesundheit zeigt, was BGM-Akteurinnen/-Akteure für den Umgang mit Widerständen gegen Gesundheit, BGM, einzelne Maßnahmen brauchen, um ihre Arbeit trotzdem gut zu erledigen.

Was tun bei Widerständen – Hier finden Sie Tipps

Sie müssen sich erfreulicherweise gar nicht mit Argumenten wie zum Beispiel Studien oder Zeitungsmeldungen wappnen, um mit den Widerständen klar zu kommen. Sie brauchen keine Grundausrüstung in Form von auswendig gelernten Prozentsätzen („Sehen Sie doch mal: Psychische Erkrankungen sind in Deutschland um xy% Prozent gestiegen in der Zeit von bis“). Das ist doch schon einmal beruhigend.

Zum Umgang mit Widerständen: Soft skills für BGM-Aktive

Stattdessen brauchen Sie – wie so oft im Leben – eher die viel zitierten soft skills. Zu den Basiskompetenzen für Aktive im Betrieblichen Gesundheitsmanagement zählen: Vernetzung und Verbündete, ein positives Gesundheitsverständnis, Emotionalität, Verständnis für die Nöte von Geschäftsführung und Führungskräften, Vorbildfunktion und vor allem Durchhaltevermögen.

Letzteres ist deshalb so bedeutsam, weil BGM allem besseren Wissen zum Trotz nie zum Selbstläufer wird. Man muss ständig dran bleiben. Das darf Sie bitte nicht frustrieren. Überlegen Sie mal, wie schwer es Ihnen gefallen ist, Ihre Ernährung umzustellen oder Ihren Sportplan vom Silvesterabend in die Tat umzusetzen – wir alle brauchen immer wieder Belohnungen und Anreize.

grundausstattung, um den widerständen gewachsen zu sein
Das brauchen Sie, um den Widerständen gewachsen zu sein: Grundausstattung für erfolgreiche BGM-Akteurinnen/-Akteure

Nur viele bewegen viel

Die Vernetzung ist so wichtig, weil Sie als Einzelkämpfer keinen ganzen Betrieb durchdringen können, und wenn Sie noch so rührig sind. Je mehr Leute Sie vor den Gesundheitskarren spannen können, desto leichter und schneller lässt er sich ziehen – und desto weniger müssen Sie sich selber verausgaben (ich weiß ja, dass Sie das eigentlich wollen, aber ich denke da langfristig an Ihre Arbeitsfähigkeit). Gewinnen Sie so viele Menschen wie möglich auf möglichst vielen Hierarchiestufen. So schaffen Sie sich Möglichkeiten zum Austausch.

Suchen Sie sich Verbündete, die ähnlich ticken.

Das stärkt Ihnen den Rücken und festigt Ihre Position in der Firma. Sie werden sie umso leichter für Ihre Sache gewinnen, je mehr Sie selber Vorbild sind und einen warmherzigen wertschätzenden Umgang pflegen – auch mit Menschen, die anders ticken oder in andere Rollen eingespannt sind. Wenn Sie sich einfühlen in die Erlebniswelt (Sorgen, Nöte) Ihrer Gesprächspartner, wird Ihnen das Ihre Arbeit erleichtern.

Positive Perspektive

Achten Sie darauf, dass Sie selber ein positives salutogenes Gesundheitsverständnis pflegen. Also, dass Sie nicht nur Krankheiten verhindern wollen (Zugluftvermeidung, Unfallverhütung, Lärmreduktion), sondern auch Wohl­befinden fördern. Diese Perspektivendrehung lohnt sich zum Beispiel in ASA-Sitzungen (Arbeitsschutz-Ausschuss-Sitzungen), wo traditionell das Augenmerk mehr auf Krankheitsverhütung als auf Gesundheitsförderung liegt und der Fokus ohnehin primär auf körperliche Aspekte der Gesundheit gerichtet ist.

Wer keine professionelle Beratungsausbildung genossen hat – und beispielsweise welcher Betriebsrat hat das schon –, fühlt sich von Überlastungsklagen der Kollegen leicht überfordert. Man möchte ja helfen, aber man ist nun mal nicht Geschäftsführer. Schnell stellt sich dann ein Gefühl der Ohnmacht und Hilflosigkeit ein: „ich kann ja eh nichts tun“. Doch, können Sie. Allein schon das Da-Sein und Zuhören ist wertvoll und entlastend für den anderen. Das ist soziale Unterstützung! Seien Sie ansprechbar, haben Sie ein offenes Ohr und reduzieren Sie damit Blutdruck und Anspannung Ihres Gegenübers. Die Kollegen wissen doch auch, dass Sie keinen Zaubertrank verborgen haben.

Auch ein positives Menschenbild erleichtert Ihnen den Job.

Sie hätten sich bestimmt nicht für ein Engagement im Bereich Gesundheit interessiert, wenn Sie der Überzeugung wären, dass der Mensch des Menschen Wolf ist und obendrein veränderungsresistent. Glauben Sie weiterhin an das Gute im Menschen (auch im Vorstand), unterstellen Sie stets die beste Absicht. Niemand will einem anderen von Grund auf Böses. Zu diesem Mittel greifen wir nur, wenn eines unserer Bedürfnisse missachtet zu werden droht. Daher lohnt sich bei Konflikten – und davon gibt es viele im BGM – die Frage: Wozu (nicht warum) macht der andere das? Welches Bedürfnis will er befriedigen und wie lässt sich dieses Ziel verträglicher erreichen? Gehen Sie davon aus: Wenn Sie andere Wege finden, wird der andere sich darauf einlassen.

Langer Atem und hohe Frustrationstoleranz

Bitte seien Sie nicht enttäuscht, wenn sich zu den von Ihnen veranlassten Maßnahmen nur wenige Leute anmelden. Bauen Sie darauf, dass die Teilnehmenden die anderen langsam oder sicher anstecken werden. Dass Sie Stehvermögen brauchen, haben Sie schon gehört (und vermutlich auch selber schon erlebt). Rechnen Sie nicht mit schnellen Erfolgen. Natürlich kann es sein, dass nach einem mitreißenden berührenden Vortrag alle wie beseelt aus dem Saal strömen und sich auch in den darauf folgenden Tagen noch anstrahlen, wenn sie sich an das Erlebnis erinnern (ja, so etwas gibt’s!). Aber dann brauchen sie doch wieder eine Erinnerungshilfe. Bei manchen werden die Effekte schneller abflauen als bei anderen. Tipps zur Nachhaltigkeit liefert Kapitel 9 des Buchs.

Und da kommen Sie ins Spiel: Als permanenter Erinnerer.

Nicht indem Sie immer wieder mahnen („Maaaaann, ihr hattet doch gesagt, ihr wolltet …“), sondern einfach indem Sie aufgrund Ihrer Vernetzung und Vorbildrolle auch in Sachen Selbstfürsorge für alle im Betrieb ein lebendes Beispiel für psychosoziale Gesundheit vorleben. Viktor Frankl hat gesagt: Sinnvoll ist nur, was im Rahmen unserer Gestaltungsmöglichkeiten liegt. Darauf immer wieder hinzuweisen (gern nonverbal): „Hey, jede/r kann etwas tun für Wohlbefinden im Job“ – und sei es, indem er/ sie einfach nur mal andere anlächelt – das ist Ihre Aufgabe.

TIPPS FÜR SIE:

  • Schaffen Sie sich ein stabiles Netz an Kontakten überall im Betrieb. Es erleichtert Ihre Arbeit und entlastet Sie.
  • Seien Sie Vorbild auch in Sachen Selbstfürsorge! Das ist der beste Weg, andere dorthin zu führen (besser als Vorwürfe).
  • Lassen Sie sich nicht unterkriegen! Je besser Sie sich auf Widerstände vorbereiten, umso leichter wird der Umgang.

Buch-Cover (im Buch enthalten: Kapitel über Widerstände gegen Gsundheit)
Das Buch “Führung und Gesundheit” beinhaltet auch ein Kapitel über Widerstände gegen Gesundheit

 

Zum Schluss zeige ich Ihnen hier links noch das Cover des Buchs (kostet 22,90 € in D).

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