Umgang mit Kranken

veröffentlicht in: Fehlzeiten + Krankheit

+ Umgang mit Kranken in der Arbeitswelt 
+ Meine persönliche Meinung zu Schnell-Schlaf-Produkten
+ Wie Führungskräfte Lust auf Rückkehr machen - und 20.000 Euro einsparen

Wenn wir krank sind, werden wir zum Kind

Vielleicht haben Sie diesen Werbespot auch schon gesehen. Der Mann im Schlafanzug wälzt sich erkältet im Bett und sagt zu seiner Frau: “Schatz, kannst du meine Mama anrufen?” Köstlich, oder?
Und wir fragen uns: Wieso ist so eine offensichtlich lebensfähige attraktive Frau mit so einem Jammerlappen zusammen …?!

Das Video weckt Verständnis für den Umgang mit Kranken

Hier geht es zu dem Video auf Youtube

Wir alle werden zum Jammerlappen

Wir regredieren regelrecht, wenn wir krank sind. Wir kehren zurück auf ein früheres Entwicklungsniveau, über das wir eigentlich längst hinausgewachsen sind – bis hin zum Schrei nach Mama. Total normal. Weil wir uns in einem nicht normalen Zustand befinden.

In der Krankheit kommen uns Ressourcen abhanden

Wir haben keinen Humor mehr. Unser Selbstwertgefühl leidet. Wir tun uns schwer, uns in andere einzufühlen. Unser Verständnis für andere sinkt. Wir wirken auf andere egozentrisch, weil wir mit uns selbst genug zu tun haben. Wir können uns nicht vorstellen, dass es jemals besser werden könnte. Wie gesagt:

Das ist total normal. Aber WIR sind nicht normal.

Im Krankheitsfall brauchen wir Verständnis für uns und für die anderen. Das körperliche und seelische Geschwächt-Sein hat Auswirkungen, auch auf unsere zwischenmenschliche Umgebung. Die Leute um uns herum sind es vielleicht nicht gewohnt, dass wir so zart besaitet daherkommen. Oder dass wir grummelig sind, schlecht gelaunt, vielleicht auch gereizt oder sogar aggressiv. Oder eben auch schnell beleidigt.

Umgang mit Kranken in der Arbeitswelt

Wenn die Führungskraft und die Kolleginnen und Kollegen über die (Rest-)Krankheit informiert sind, reagieren sie eher mit Verständnis. Schwierig wird der Umgang mit Kranken, wenn die Erkrankung verschwiegen wird. Dann geht das Team ebenso wie die Führungskraft eben davon aus, dass man ganz “normal” ist und auch entsprechend normal arbeiten kann. In solchen Fällen kommt es nach meiner Erfahrung schnell zu Missverständnissen und Streit.

Wer kann, sollte seine Erkrankung offenlegen

Und zum Beispiel sagen: “Mir geht es heute nicht so gut”, und gegebenenfalls dazu: “Mein Rheuma ist wieder da.” Auch wenn man kein Mitleid will: Man erleichtert durch so eine Äußerung auch sich selbst das Leben. In dieser allgemeinen Form (1. Satz) gibt man auch nicht zu viel von sich preis. Die meisten Menschen lassen einen dann eher in Ruhe (oder überschütten einen mit Tipps, aber das ist wieder ein anderes Thema).

Respekt vor den Schmerzkranken und allen anderen

Viele chronisch Kranke schleppen sich Tag für Tag in den Betrieb, halten Schmerzen aus, lenken sich durch Arbeit ab – und leisten ihren Beitrag zur Wertschöpfung. Auch wenn der manchmal eingeschränkt ist: Dass 75% besser sind als 0%, haben Sie schon im letzten Newsletter / Blog-Beitrag über Teilzeit-Krankschreibung gelesen. Das verdient Respekt!

Mein Tipp: Gehen Sie davon aus, dass etwas hinter der Motzigkeit steckt

Wenn es in Ihrem Team Mitglieder gibt, die sich ab und zu gereizt verhalten oder mimisch verkürzt reagieren: Nehmen Sie es nicht persönlich. Vielleicht hat dieser Mensch gerade eine Schmerzattacke. Oder private Schwierigkeiten. Oder Verdauungsprobleme … Schlechte Laune kann viele Ursachen haben. Solange dieser Mensch nicht im Kundenkontakt tätig ist, sollten Sie einfach freundlich “was ist los?” fragen und fertig.

Exkurs: Meine persönliche Meinung zu solchen Produkten

Ich möchte mit diesem Blog-Beitrag explizit keine Werbung für das angebotene Produkt machen, ich finde nur den Spot psychologisch weise und einfach lustig. Im Erkältungsfall rate ich zu heißem Tee und Ausschlafen. Der Körper sagt uns schon, was wir tun sollten …

Und mich persönlich gruselt es, wenn ich mitbekomme, dass in der “Höhle der Löwen” ein Start-Up mit einer Million Euro überschüttet wird, weil man davon ausgeht, dass sich mit “Schnell-Schlaf-Tabletten-und-Saft” viele weitere Millionen machen lassen.

In was für einer Welt wollen wir leben? Und wie gehen wir mit uns um?

Krankheit muss weg, Schlaf ist nutzlose Zeit und muss verkürzt werden. Das ganze Leben im Dienste der Produktivität. Wollen wir das? Also ich nicht. Sobald die Grundversorgung gesichert ist (und das ist sie bei den meisten), dürfen auch andere Dinge an Bedeutung gewinnen. Dass ein Selbständiger, dessen Existenz tatsächlich von einem bestimmen Auftrag abhängt, im Erkältungsfall zu so einem Mittel greift, kann ich verstehen. Aber für die meisten Beschäftigten wünsche ich mir andere Wege, mit Erkrankungen umzugehen.

Für einen anderen Umgang mit Kranken (und Gesunden …)

Am Fehlzeiten-Profi-Trainingstag (intern für Ihr Unternehmen buchbar) lernen Sie ein Konzept kennen, mit dem Sie Führungskräften einen anderen, menschenfreundlicheren Umgang mit Kranken und Krankheit nahebringen. In meinen Augen ist das auch ein Beitrag für eine bessere Welt.

Und natürlich auch ein Weg zu mehr echter Anwesenheit.

Damit Führungskräfte mit Verständnis und Fürsorge, aber eben auch mit echtem Interesse reagieren, wenn jemand sich krank meldet; und auch wenn dieser Mensch aus der Krankheit zurückkehrt. Das fängt an mit der Krankmeldung bei der direkten Führungskraft und hört beim Willkommensgespräch noch lang nicht auf.

Wenn Sie Lust haben, dieses Veranstaltungskonzept zu erlernen, dann können Sie sich hier näher informieren:

>> zum Fehlzeiten-Profi-Trainingstag

Die Kosten richten sich nach der Anzahl der Beschäftigten in Ihrem Unternehmen. Wenn man bedenkt, wie viel einerseits ein Facharbeiter-Tag kostet, und wie stark andererseits Führungskräfte die Entscheidung zur Rückkehr an den Arbeitsplatz beeinflussen. Auch wenn sich der Hansi aus der Werbung natürlich erst mal auskurieren soll.

Die Führungskraft kann (lohnend!) Lust machen auf die Rückkehr

So erkältete Menschen wie den Brummbären aus dem Video will man sicher nicht am Arbeitsplatz sehen – auch damit er niemanden ansteckt. Aber wenn er wieder fit ist, darf er auch gern früher als laut Krankschreibung an den Arbeitsplatz zurückkehren (ja, er ist dann trotzdem versichert).

Im Ernst: Ob jemand bei Kurzerkrankungen den gelben Schein bis zum vierten Tag nutzt, fällt finanziell kaum ins Gewicht. Aber ob ein Beschäftigter statt der dritten auch die vierte Woche ausfällt. Oder bei Langzeit-Erkrankungen noch den vierten Monat dran hängt – das können Führungskräfte tatsächlich mit beeinflussen. Und damit sogar …

… bis zu 21.000 Euro für den Betrieb einsparen

Tatsächlich gibt es eine seriöse Studie, die Einsparpotenzial für Unternehmen in genau dieser Ordnung belegt: Führungskräfte können bei Langzeit-Kranken die Rückkehr beschleunigen und erleichtern und im Durchschnitt 21.000 Euro sparen (Schreuder et al., 2013). Wie Führungskräfte lernen, so mit ihren Mitarbeitenden umzugehen? Durch das Workshop-Konzept, das Sie beim Fehlzeiten-Profi-Trainingstag kennenlernen!

Was kann die Führungskraft konkret tun?

Am einfachsten fällt die Rückkehr immer dann, wenn der Kontakt auch vorher nicht abgerissen ist: Wenn …

  • man schon vor der Erkrankung öfter mal miteinander geredet hat;
  • die Krankmeldung bei der Führungskraft selbst erfolgt ist;
  • er bei jeder Verlängerung der Krankschreibung erfolgt ist
  • in diesen Gesprächen auch Sätze fallen wie “dann erzähle ich Ihnen, was aus Projekt X geworden ist; aber jetzt werden Sie erst mal gesund”.

Wenn die Führungskraft außerdem signalisiert hat (z.B. im Telefonat anlässlich der Attest-Verlängerung): “Ich brauche Sie hier, das ist ja klar, aber mir ist auch wichtig, dass Sie sich auskurieren” und insbesondere “Kommen Sie, wenn Sie es sich wieder zutrauen und gesundheitlich nichts dagegen spricht. Sie sollen wissen, dass Sie hier auch willkommen sind, wenn Sie erst mal nur 50% erbringen können”.

Also Fürsorge und Verständnis zeigen – und Freude über die Rückkehr

Wie Führungskräfte Lust auf diese Einstellung und entsprechende Verhaltensweisen bekommen, erfahren Sie am Fehlzeiten-Profi-Trainingstag. Es geht nämlich nicht nur um einen veränderten Umgang mit Kranken, sondern auch mit Gesunden; mit Präsentismus und mit Absentismus.

Am Ende des Tages wissen Sie und die anderen Teilnehmenden, wie Sie Führungskräfte für diese gesundheitsgerechte Haltung gewinnen.

>> Informationen zum Fehlzeiten-Profi-Trainingstag

 

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